Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → MEINUNGEN


STANDPUNKT/707: G7-Gipfel Elmau - Umwelthilfe fordert Vorreiterrolle Deutschlands beim Meeresschutz (DUH)


Deutsche Umwelthilfe e.V. - Pressemitteilung, 5. Juni 2015

Vor G7-Gipfel in Elmau: Deutsche Umwelthilfe fordert Vorreiterrolle Deutschlands beim Meeresschutz

Führende Industrienationen müssen Vermüllung der Ozeane stoppen - Bundeskanzlerin Merkel muss sich für eine konsequentere Abfallvermeidungspolitik zum Schutz der Meere einsetzen - Mehrweg- und Pfandsysteme können die Plastikflut eindämmen


Berlin, 5.6.2015: Anlässlich des ab Sonntag (7.6.2015) auf Schloss Elmau in Bayern stattfindenden Treffens der sieben wichtigsten Industrienationen fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Staats- und Regierungschefs auf, die Verschmutzung der Meere zu stoppen. Neben Fragen zur Weltwirtschaft und Außenpolitik steht beim 41. G7-Gipfel die Vermüllung der Ozeane auf der Agenda. Die DUH betont, dass vor allem Deutschland seine eigenen Meere besser schützen und so zum Vorbild für andere Länder werden muss. International notwendig sind nach Auffassung der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation vor allem konkrete Maßnahmen zur Abfallvermeidung sowie eine Strategie gegen die steigenden Stickstoffeinträge in die Gewässer.

Pro Jahr gelangen rund zehn Millionen Tonnen Müll in die Meere. Drei Viertel der Abfälle im Meer sind Kunststoffe, deren weltweite Produktion sich in den nächsten Jahren verdreifachen dürfte. Die Plastikteile im Meer sammeln sich in riesigen Müllstrudeln und sind für den Tod von jährlich rund einer Million Seevögel und mehr als 100.000 Meerestieren, darunter Delfine und Schildkröten, verantwortlich. Neben den gigantischen Abfallmengen leiden die Meere auch unter Einträgen durch Stickstoff, der als eines der größten Umweltprobleme der Gegenwart gilt und die Gewässer verschmutzt.

Viele Millionen Tonnen Plastikmüll, der vor allem aus Plastikfolien, -tüten und -flaschen besteht, belasten die Ozeane. Um diese steigende Abfallflut in den Meeren einzudämmen, eignet sich besonders der Aufbau von Mehrwegsystemen für Verpackungen, Abgaben auf Plastiktüten sowie Pfandsystemen für Einwegflaschen.


Lebenszeit von: Pappkartons 2 Monate, Plastiktüten 20 Jahre, Weißblechdosen 50, Aludosen 200, Sixpack-Ringe 400, Plastikflaschen 450, Fischernetze 600 Jahre - Grafik: © Deutsche Umwelthilfe

Grafik: © Deutsche Umwelthilfe

"Wir nehmen Bundeskanzlerin Merkel beim Wort, die im Vorfeld des Gipfels angekündigt hat, die Ozeane nicht länger zu den Mülldeponien der Welt verkommen zu lassen. Dass der Schutz dieser Gewässer auf einem G7-Gipfel behandelt wird, war angesichts der zunehmenden Vermüllung durch Plastik längst überfällig", erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch und fordert Bundeskanzlerin Merkel auf, für eine internationale Umsetzung des deutschen Einwegpfandes zu werben, um die Vermüllung der Meere mit Milliarden von Plastiktüten schnell, einfach und effizient zu verringern.

Die derzeitige Überarbeitung der europäischen Richtlinien zur Abfallpolitik bietet nach Auffassung der DUH erhebliche Chancen, um Vermeidung, Erfassung und Recycling von Abfällen zu verbessern. EU-Kommissionspräsident Juncker hat nach massiven Protesten der Mitgliedstaaten gegen seine Blockade des Kreislaufwirtschaftspakets für den Herbst einen überarbeiteten Vorschlag angekündigt. "Frau Merkel muss sich für ein ambitioniertes EU-Kreislaufwirtschaftspaket einsetzen und dafür die G7-Mitglieder Frankreich, Italien und Großbritannien gewinnen", so Resch weiter.

Weltkarte ohne Beschriftung mit fünf Müllstrudeln, dazu folgender Text: Rund ein Drittel des Abfalls im Meer sammelt sich in riesigen Müllstrudeln an. Der große pazifische Müllstrudel ist die größte 'Müllkippe' der Erde. Er ist zweimal so groß wie Deutschland. Durch die Meeresströmung gelangt Plastik auch in die entlegensten Regionen der Erde - Grafik: © Deutsche Umwelthilfe

Grafik: © Deutsche Umwelthilfe

DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner betont, dass die Bundesregierung neben ihrer internationalen Initiative den Meeresschutz vor der eigenen Haustür nicht vergessen darf. "Noch immer gibt es in Deutschland für fast alle Meeresschutzgebiete keine konkreten Beschränkungen für die Fischerei. Und die Düngemittel-Einträge aus der Intensivlandwirtschaft sorgen über unsere Flüsse für eine gefährliche Nährstoffanreicherung in Nord- und Ostsee. Deshalb fordern wir eine nationale Stickstoffstrategie, die auch Vorbild für die anderen Industriestaaten sein kann."

Hintergrund:

Die am häufigsten im Meer vorkommenden Plastikabfälle sind Plastikflaschen und -tüten. Die seit 2003 in Deutschland geltende Pfandpflicht für Einweg-Plastikflaschen und Dosen hat dazu geführt, dass jährlich rund zwei Milliarden Getränkeverpackungen nicht mehr in der Umwelt entsorgt, sondern fast ausnahmslos (98,5 Prozent Rücknahmequote) zurückgegeben werden. Die beste Wahl ist aus ökologischen Gesichtspunkten nach wie vor der Griff zur wiederbefüllbaren Mehrwegflasche. In Deutschland gehen pro Jahr mehr als 6 Milliarden Plastiktüten über die Ladentheke. Irland hat 2002 als erster EU-Mitgliedsstaat eine Abgabe auf Plastiktüten eingeführt und den Pro-Kopf-Verbrauch von 328 auf heute nur noch 16 Stück reduziert. Neben Plastikabfällen sind auch Stickstoffeinträge in Gewässer inzwischen zu einem globalen Problem geworden. Weltweit ist die Grenze der ökologischen Tragfähigkeit für Stickstoff bereits überschritten. Stickstoffüberschüsse verschmutzen die Luft, schaden der Gesundheit, verunreinigen das Wasser, tragen zum Verlust der Biodiversität bei und sind mit verantwortlich für den Klimawandel. Vor allem der Agrar- und Verkehrssektor sowie alte Kohlekraftwerke sind für hohe Stickstoffemissionen verantwortlich.

*

Quelle:
Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH)
Pressemitteilung, 05.06.2015
Hackescher Markt 4, 10178 Berlin
Tel.: 030/25 89 86-0, Fax.: 030/25 89 86-19
Internet: www.duh.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang