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STANDPUNKT/792: Dobrindt verbaut die Verkehrswende in Bayern (LBV)


Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) - Verband für Arten- und Biotopschutz

Presseinformation vom 29. April 2016

Dobrindt verbaut die Verkehrswende in Bayern
LBV kritisiert Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans - Zahlreiche Projekte lösen keine Verkehrsprobleme und verschärfen die Klimakrise


Hilpoltstein, 29.04.2016 - Am 2. Mai endet die Frist zur Bürgerbeteiligung am neuen Bundesverkehrswegeplan von Verkehrsminister Alexander Dobrindt. Eine Vielzahl der geplanten Straßen führt in nahezu allen Regierungsbezirken zu massiven Eingriffen in Natur und Landschaft. Der LBV kritisiert, dass die im aktuellen Entwurf für Bayern aufgelisteten Straßenbauprojekte überwiegend überflüssige und umweltpolitisch kontraproduktive Fehlplanungen sind. "Es wird wieder einmal der Versuch unternommen, überdimensionierte und überteuerte Straßenbauprojekte umzusetzen, deren Planungen aus dem vorherigen Jahrhundert stammen", betont der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. "Seit Jahrzehnten wird versucht, die Verkehrsprobleme durch den Bau neuer Straßen zu lösen. Was wir jedoch brauchen, ist eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik mit einer Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs und des Schienenverkehrs", verdeutlicht Schäffer.

So lehnt der LBV strikt den geplanten Neubau der B26 (Westumfahrung Würzburg) ab. "Neben den immensen Eingriffen in das Landschaftsbild würde eine in Jahrhunderten gewachsene und noch unzerschnittene Kulturlandschaft mit unterschiedlichsten Lebensraumtypen diametral durchschnitten und damit eine besonders reiche Flora und Fauna von überregionaler und landesweiter Bedeutung in Mitleidenschaft gezogen", erklärt Marc Sitkwitz, Leiter der LBV-Bezirksgeschäftsstelle in Unterfranken. Von der Maßnahme betroffen wären hochgradig gefährdete Arten der Agrarlandschaft und der Trockenlebensräume wie Zippammer, Heidelerche, Feldhamster oder Wiesenweihe. Der LBV fordert daher, dass das Projekt B26n endgültig aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird.

Auch der geplante Ausbau der Autobahn A8 zwischen Rosenheim und Salzburg muss aus Sicht des LBV in der vorliegenden Form aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen werden. "Aufgrund der uns vorliegenden Unterlagen ist eine hohe Betroffenheit bei gleich zwölf der streng geschützten Natura-2000-Gebiete nicht ausgeschlossen, darunter sind Schutzgebiete höchster Priorität wie das Kerngebiet der Tiroler Achen und die südlichen Chiemseemoore", erklärt Sabine Pröls, von der LBV-Geschäftsstelle Inn-Salzach. Hier fordert der LBV deshalb die Prüfung flächensparender und umweltverträglicherer Alternativen.

Ebenfalls kritisch sieht der LBV in Schwaben die geplante Ortsumfahrung Pfaffenhausen sowie die Osttangente Augsburg, da auch in diesen beiden Fällen Schutzgebiete des europäischen Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000 mehrfach durchschnitten werden würden.

Aus Gründen des Klimaschutzes muss der Verkehr, der in Deutschland für 20 Prozent des C02-Ausschusses verantwortlich ist, zukünftig ohnehin europaweit deutlich reduziert werden. "Dazu sind keine neuen Autobahnen und Fernstraßen erforderlich, sondern intelligente Verkehrssysteme und ein Ausbau des Schienennetzes und des öffentlichen Personennahverkehrs", so Norbert Schäffer. Nur so wird der Ausstoß von Treibhausgasen und die Umweltbelastung verringert. Weiter müssen vor allem die massiven Subventionen für den Güterverkehr in Europa gestrichen werden. "Auch in Bayern wird die Verkehrswende verbaut, wenn Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt mit seinem Entwurf durchkommt", kritisiert der LBV-Chef.

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Quelle:
Presseinformation, 29.04.2016
Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V.
Eisvogelweg 1, 91161 Hilpoltstein
Tel.: 09174/4775-30, Fax: 09174/4775-75
E-Mail: info@lbv.de
Internet: www.lbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. April 2016

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