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STANDPUNKT/870: Pariser Abkommen muss Fossil-Ausstieg und radikale Transformation der Wirtschaft bedeuten (RLS)


Rosa Luxemburg Stiftung - 3. November 2016

Klimagipfel in Marrakesch: Pariser Abkommen muss Fossil-Ausstieg und radikale Transformation der Wirtschaft bedeuten


Anlässlich des Inkrafttretens des Pariser Klimaabkommens und des bevorstehenden UN-Klimagipfels in Marrakesch weist Tadzio Müller, Referent für Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, darauf hin, dass die Ziele des Pariser Abkommens ohne ein weltweites Moratorium für den Neuaufschluss von Öl-, Kohle- und Gasvorkommen nicht erreichbar seien. Nötig sei zudem die Vorlage verbindlicher Daten für einen Komplettausstieg aus der Nutzung fossiler Energien durch die OECD-Staaten, nicht später als 2030.

«In Marrakesch muss die Staatengemeinschaft unter Beweis stellen, dass das Pariser Abkommen nicht nur ein weiterer Papiertiger der UN-Klimarahmenkonvention ist. Nur der Ausstieg aus den fossilen Energieträgern könnte die Kluft zwischen Rhetorik und Realität schließen. Denn mit den bisher vorgelegten Klimazielen der Staaten ist das Emissionsbudget für das 1,5-Grad-Limit schon 2020 aufgebraucht. Die logische Konsequenz ist eine radikale Umstellung unseres energie- und ressourcenhungrigen Wirtschaftssystems und unserer - sozial und ökologisch - verheerenden Lebensweise. Dies muss das Kernthema auf dem UN-Verhandlungsparkett sein. Der UN-Prozess muss aufhören, um die Illusion zu kreisen, dass Marktmechanismen, ökologisch und sozial fragwürdige Megaprojekte und negative Emissionen die Welt vor dem Klimachaos retten können», so Müller.

Nadja Charaby, Referentin für Globale Aufgaben bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, ergänzt: «Wie viel stärker die UN-Klimaverhandlungen die soziale Dimension berücksichtigen müssen, zeigt das Beispiel des Gastgeberlandes. Hier kann man gut studieren, wie der Klimadiskurs und Green-Economy-Mechanismen ineinandergreifen: Statt die demokratische Energiewende von unten zum Wohle aller zu fördern, setzt Marokko mit dem Solarkraftwerk Ouarzazate ein Megaprojekt mit gigantischem Trinkwasserverbrauch zentralistisch durch. Statt ihren Energiebedarf radikal zu senken, versuchen sich energiehungrige Staaten, darunter Deutschland, mit Finanzspritzen den künftigen Zugriff auf sonnenreiche Regionen zu sichern.»


Alle Informationen zu Veranstaltungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Marrakesch sowie Positionen und Berichte zum Gipfel unter
www.rosalux.de/cop22

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Quelle:
Pressemitteilung, 03.11.2016
Rosa Luxemburg Stiftung
Presse
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Tel.: 030 44310-479, Fax: 030 44310-222
Internet: www.rosalux.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. November 2016

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