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MELDUNG/015: Jahresbericht AG Wasserwerke Bodensee-Rhein 2010 - Mikroverunreinigung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 988 vom 20. Febr. 2012 31. Jahrgang

Weltfremde Romantik in der EG-Wasserrahmenrichtlinie


Es ist schon ein traditioneller Ritus, dass die AWBR-Jahresberichte mit einem Abwatschen der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) aufmachen (vgl. RUNDBR. 817/2). So heißt es auch im AWBR-Jahresbericht 2010 eingangs im Bericht des AWBR- Präsidenten:

"Die WRRL hat eine Schlagseite. Ökologie kann sich nicht gegen die Interessen der Wasserwirtschaft richten, sonst muss sie sich den Vorwurf einer weltfremden Romantik gefallen lassen." Mehr Zustimmung aus der aquatischen Umweltszene kann die AWBR erwarten, wenn sie warnt, dass "von dem neuen Energiehunger auch Gefährdungen für die Wasserressourcen ausgehen können". Die Wasserwerker fordern, dass beim Anbau von Energiepflanzen und für die landwirtschaftliche Verwertung der Gärsubstrate aus den Biogasanlagen grundwasserschützende Reglementierungen vorgenommen werden. Auf gleicher Wellenlänge wie die Umweltverbände liegt die AWBR auch, wenn sie die unkonventionelle Erdgasgewinnung ("Fracking" - siehe RUNDBR. 983/3-4, 977/2-3) "äußerst kritisch" bewertet:

"Die in der AWBR zusammengeschlossenen Wasserversorgungsunternehmen lehnen daher im Bereich des Bodensees die Gewinnung von unkonventionellen Gasvorkommen sowie die im Vorfeld erforderlichen Maßnahmen wie z.B. Probebohrungen, geophysikalische Erkundungen und Erschließungsbohrungen ab."

Der AWBR-Jahresbericht 2010 informiert auch darüber, dass die Public-Relation-Gruppe der AWBR einen Kommunikationsleitfaden über Mikroverunreinigungen erstellt hat. Die AWBR geht nämlich davon aus, dass die Presseberichterstattung über Mikroverunreinigungen zu einer "zunehmenden Verunsicherung" der Kunden geführt habe (siehe auch nächste Notiz):

"Weil immer feiner gemessen werden kann, besteht die Gefahr, dass ein ständiges Misstrauen gegen das Trinkwasser geschürt wird, obwohl die Fakten eigentlich keinen Grund zur Besorgnis bieten. Diese Schere zwischen subjektiver Wahrnehmung und objektiver Datenlage birgt eine große kommunikative Herausforderung."

Der AWBR-Jahresbericht (A5, 203 S.), der wie immer auch über die Entwicklung der Schadstoffkonzentrationen und -Frachten im Hoch- und Oberrhein, im Neckar, im Bodensee und in den Schweizer Voralpenseen informiert, kann für 30 Euro plus Versandkosten bezogen werden beim DVGW-Technologiezentrum Wasser (TZW) Karlsruher Straße 84 76139 K a r l s r u h e

Kostenlos können die AWBR-Jahresberichte in Auszügen von der AWBR-Homepage heruntergeladen werden: www.awbr.org (Dokumente)

(Zu früheren Jahresberichten von ARW, AWBR und RIWA siehe die RUNDBR. 927/2, 916/4, 914/2, 811/1-2, 776/3-4, 709/3-4, 560/2, 558/3, 411/4, 383/1-2, 382/3-4, 355, 260, 242.)


Die Antibabypille im Trinkwasserpfad: Ursache für Prostatakrebs?

Eine abenteuerliche Hypothese wird in der Märzausgabe 2012 des Männer-Lifestylemagazins "Men's Health" kolportiert. Wissenschaftler der Universität von Toronto seien durch eine Auswertung von Daten der Vereinten Nationen auf Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Antibabypillen und Prostatakrebs gestoßen. "Danach leiden Männer in Ländern, wo hauptsächlich mit der Pille verhütet wird, deutlich häufiger an Prostatakrebs als ihre Geschlechtsgenossen in anderen Nationen", wurde die Hypothese in einer Pressemitteilung von Men's Health am 10.02.12 zusammengefasst.

Die kanadischen Forscher würden vermuten, dass die in der Antibabypille enthaltenen Hormone über den Urin der Frauen ins Abwasser und so letztlich wieder ins Trinkwasser gelangen. Im männlichen Körper würden dann die Hormone die Krebsentwicklung begünstigen. Mit 38 Ausgaben in 44 Ländern und einer Gesamtauflage von fast 4,5 Millionen Exemplaren ist Men's Health nach eigenen Angaben "das größte Männer-Lifestylemagazin der Welt". Monatlich erreiche Men's Health 21,2 Millionen Leser. Und die dürften jetzt bei einem besorgten Blick unter ihre Gürtellinie dem Trinkwasser etwas misstrauischer gegenüber stehen als bislang.

[Ob es sich bei dieser kanadischen Studie einmal mehr um eine Scheinkorrelation handelt, wurde von Men's Health nicht nachgeprüft. Beispielsweise wäre zu klären, ob Lebensstilunterschiede in den miteinander verglichenen Ländern für unterschiedliche Krebsraten mit verantwortlich sind. Vielleicht macht sich jemand in Deutschland mal die Arbeit, nachzuschauen, ob es die Krebsregister hergeben, die Prostatakrebsrate in den Regionen herauszufiltern, in denen die Bevölkerung überwiegend mit Uferfiltrat aus abwasserbelasteten Oberflächengewässern versorgt wird. Das Ergebnis wäre dann mit der Prostatakrebsrate in den Regionen zu vergleichen, in denen die Trinkwasserversorgung auf noch unbelastetem Grundwasser basiert. Da in Deutschland der Lebensstil vergleichsweise homogen ist, dürften bei diesem Vergleich lifestyle-Unterschiede keine wesentliche Rolle spielen.]


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 988
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU),
Rennerstr. 10, 79106 Freiburg i. Br.
Tel.: 0761 / 27 56 93, 456 871 53
E-Mail: nik[at]akwasser.de
Internet: www.akwasser.de, www.regioWASSER.de

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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2012