Schattenblick →INFOPOOL →UNTERHALTUNG → PERRY-RHODAN

ERSTAUFLAGE/744: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2748 (SB)


Michael Marcus Thurner

Die Himmelsscherbe

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2748



Ein dünner Faden aus Nicht-Materie, der von einem Ende des Universums zum nächsten geschickt wird, um gleich darauf - quer durch ein unbekanntes Raum-Zeit-Gefüge und malträtiert von nicht erfaßbaren Einflüssen - wieder die Rückreise anzutreten, wird von einem Geräusch, das als ein Quaken erkannt wird, in die Realität zurückgeholt, in der ein Mann namens Rowdy Yates in einem Bett erwacht. Sich zu bewegen oder seine Stimme zu benutzen kommt ihm unvertraut vor, so als hätte er jahrelang im Koma gelegen. Er betrachtet die Wohnung, deren dreieckige Form und jedem guten Geschmack zuwiderlaufende Farbgebung ihn abstößt. Auf drei Säulen stehen Aquarien mit Fröschen, die ihn, wie ihm scheint, neugierig und belustigt betrachten. Rowdy Yates fühlt sich absolut fremd in dieser Umgebung. Er kann sich nicht an seine Vergangenheit erinnern, hat aber das Gefühl, daß er ein anderer sein sollte. Als er aus dem Fenster schaut, sieht er am Fuß des Hügels, auf dem seine Wohneinheit zu thronen scheint, dick in Pelze gehüllte Gestalten über verschlungene Pfade gehen. Seine Gestalt spiegelt sich im Fenster, so daß er sein Aussehen betrachten kann, und er erkennt, daß sein wirklicher Name Reginald Bull ist und Rowdy Yates nur die Figur einer Westernserie, die er in seiner Jugend gesehen hat. Er hat nicht den leisesten Schimmer, wie er an diesen Ort gelangt ist. Das letzte, an das er sich erinnern kann, ist, daß er sich zusammen mit dem Gestaltwandler Caileec Maltynouc im Weißen Raum, dem letzten Refugium der zerfallenden JULES VERNE, befunden hatte, als die in ein Schwarzes Loch gesogen wurde. Dunkelheit hatte ihn umfangen und erst an diesem Ort vollkommen nackt wieder freigegeben.

In dem gesamten Wohnraum kann er nichts finden, das er anziehen kann und deshalb hüllt er sich in die Bettdecke. Obwohl draußen Schnee liegt, will er notdürftig bekleidet hinausgehen, um Kontakt zu den Leuten aufzunehmen, die er gesehen hat. Als er jedoch die Tür öffnet wird er von messerscharfen Eiskristallen getroffen, die ein barbarischer Sturm vor sich hertreibt, so daß er schleunigst zurückweicht und die Tür schließt. Draußen scheint es mindestens minus 30 Grad Celsius kalt zu sein. Die Wohnung erwärmt sich über den am Boden liegenden Teppich selbständig - allerdings nicht höher als auf 10 Grad Celsius. Immerhin findet er eine Dusche, unter der er sich aufwärmen kann. Die Wände der Hygienezelle massieren und trocknen seine Haut, wenn er sich gegen sie lehnt. Aber wie soll er mit den Bewohnern dieses Planeten Kontakt aufnehmen, wenn er diese Wohnung nicht verlassen kann? Er kann auch nicht auf sich aufmerksam machen, denn er beobachtet, daß sie ihre Schritte beschleunigen, wenn sie sich dem Hügel nähern und niemals schaut jemand hinauf.

Verzweifelt sucht er die ganze Wohnung akribisch ab, ohne irgendetwas zu finden, womit er seinen Körper schützen kann. Als er für einen Moment seinen Schatten an einer der Wände betrachtet, fällt ihm eine seltsame Bewegung an dessen Rand auf. Er greift hin, bekommt ein Stück Tuch zu fassen und zieht es aus der Wand. Es hat eine merkwürdige Struktur, die ihm unnatürlich vorkommt. Als er es um seinen Körper legt, fängt es an, ihn fest zu umschließen. Bull wirft es schnell wieder von sich, obwohl er nicht das Gefühl hat, daß das scheinbar lebendige Gewebe einen Zwang auf ihn ausüben will. Nach kurzem Zögern nimmt er es doch wieder an sich und erträgt das Gefühl, umschlungen zu werden. Wohlige Wärme breitet sich aus und er hört ein merkwürdiges Flüstern. Als er dann seine Hände betrachtet, erschrickt er, denn sie sehen plötzlich vollkommen anders aus - langgliedrig, dunkel behaart mit zentimeterlangen Klauen. Die Berührung seiner Finger macht jedoch deutlich, daß das Tuch nur etwas vortäuscht, was es nicht gibt. Es besitzt Mimikry-Eigenschaften und läßt Reginald Bull so aussehen wie die Bewohner dieser Welt. Im Spiegel betrachtet sieht er aus wie eine Riesenfledermaus, deren Gesicht mit einer dicken faltigen Lederhaut überzogen ist. Er tritt in Erwartung schneidender Kälte vor die Tür und bemerkt, daß ihm angenehm warm ist, denn das Tuch steigert bei Bedarf die Wärmezufuhr.

Als er sich nun den Bewohnern nähert, stellt er fest, daß das Tuch nicht nur Mimikry-Eigenschaften besitzt, sondern ihn auch durch sanft ausgeübten Druck die Gesten und Bewegungsabläufe der Einheimischen ausführen läßt. Es übt sogar Translatorfunktion aus, so daß er mit ihnen sprechen kann. Als er versucht, an Informationen zu gelangen, wird er an eine sogenannte Auskunftei verwiesen. Es stellt sich heraus, daß es sich dabei um alte Männer handelt, die ihre Dienste anbieten. Jeder hat ein anderes Wissensgebiet und preist seine Vorteile an. Am aufdringlichsten ist der Redselige Ostrateus, der Bull davon überzeugen kann, der richtige für ihn zu sein, obwohl die anderen ihn bezichtigen, Lügengeschichten zu erzählen. Allerdings weiß der Terraner nicht, wie er ihn bezahlen soll. Er kann nur sein eigenes Wissen anbieten, worauf der Alte eingeht. Und so erfährt er, daß die Welt, auf der er erwacht ist, Buq heißt, der Kontinent Pässvor und die Stadt Gonnter. Vor 35 Jahren hat eine Katastrophe das Land heimgesucht. Ein Kristallblitz sei vom Himmel gefallen und habe eine Himmelsscherbe in die Erde gebohrt. Schlimme Verwüstungen habe dieses Ereignis verursacht, die bis heute anhalten. Ein ganzer Kontinent sei entvölkert worden und noch immer gehe von der Absturzstelle eine devitalisierende Strahlung aus, die sich immer weiter ausdehnt und die Einheimischen auch aus den angrenzenden Gebieten vertreibt. Diese Strahlung bewirkt, daß die Leute immer müder werden und depressiv. Niemand geht mehr in die Nähe des Unglücksortes.

Weil Reginald Bull so wenig von dieser Welt und seinen Bewohnern zu wissen scheint, vermutet der Redselige Ostrateus sehr schnell, daß er nicht von Buq stammen kann, verhält sich aber nicht feindselig, eher neugierig. Er hilft ihm sogar dabei, andere Auskunfteien dafür zu interessieren, zu der abgestürzten Himmelsscherbe zu reisen, in der Hoffnung, die verhängnisvolle Strahlung zu unterbinden. Bull hofft, in dem abgestürzten Raumschiff - denn um nichts anderes kann es sich dabei handeln - etwas zu finden, das es ihm ermöglicht, den Planeten wieder zu verlassen. Einen noch funktionstüchtigen Hyperfunksender oder ein intaktes Beiboot.

Die Buquer sind zwar auf zivilisatorischem Gebiet weit fortgeschritten - an zentralen Posten wird darüber gewacht, daß es den Bewohnern an nichts mangelt, Vorräte werden aufgefüllt und Reparaturen durchgeführt - doch der technische Standard stagniert. Er entspricht dem Terras, bevor Perry Rhodan und Reginald Bull zum Mond aufgebrochen sind. Der Absturz der Himmelsscherbe hat eine Weiterentwicklung auf technischem Gebiet gebremst. Reginald Bull kann bei vielen technischen Geräten Verbesserungen anbringen und verschafft sich im Verlauf der folgenden Wochen einen entsprechenden Ruf. Das führt auch dazu, daß er etliche Geldgeber davon überzeugen kann, eine Expedition zu der abgestürzten Himmelsscherbe zu unterstützen, wofür ein Luftschiff gebraucht wird. Den 25 Personen, die diese Reise auf sich nehmen wollen, dient ein umgebauter Lasttransporter, dessen Außenhülle erneuert werden muß. Betrieben mit Dieselmotoren soll der Zeppelin drei Tage bis zum Absturzort brauchen. Doch die Annäherung an den Unglücksort verursacht bei den Buquern eine ständig steigende Müdigkeit und wachsende Depression. Reginald Bull trifft das nicht so stark. Doch auch er kommt an den Punkt, an dem der Zellaktivator die Beeinträchtigungen nicht mehr ausgleichen kann. Als der erste der Teilnehmer stirbt, wird das Schiff gelandet und Reginald Bull reist mit einem Servicar, einem von ihm gebauten dieselbetriebenen Dreirad mit Gummireifen, allein weiter. Die anderen wollen, so lange sie es aushalten, auf ihn warten und dann zurückkehren.

Je näher er dem Schiffswrack kommt, desto stärker werden seine Kopfschmerzen. Irgendwann kommt er mit seinem Gefährt nicht mehr näher heran und muß laufen. Verschiedenfarbige Lichtstrahlen treffen ihn, die von im Sand eingesunkenen Bruchstücken ausgehen und ihn benebeln. Seine Qual wird immer größer, bis er keuchend zusammenbricht. Das Mimikry-Tuch hat er schon von sich geworfen, ohne es zu merken. Völlig weggetreten schaufelt er sich Sand in den Mund. Hustend quält er sich wieder auf, sucht das Tuch, das er verloren hat, und kann gerade noch in einiger Entfernung erkennen, wie es sich seiner Umgebung anpaßt. Als er es sich wieder um den Körper legt, fühlt es sich wunderbar an, als gehörte es zu ihm und wäre ein Teil seines Seins. Die von dem Tuch ausgehende stimulierende Wirkung ermöglicht es ihm, in das Wrack einzudringen, in dem er jedoch beschossen wird. Ohne das Tuch, das die Gefahr schneller entdeckt als er, hätte es ihn längst erwischt. Es sendet Schmerzimpulse aus, die ihn lenken. Der Mimikry-Stoff geht dabei nicht zimperlich vor und bereitet ihm nötigenfalls so starke Kopfschmerzen, daß er gerade im rechten Augenblick umkippt, bevor ein Strahlerschuß ihn trifft. Als er eine sich schnell bewegende silbrig glänzende Gestalt erblickt, wirft er seine mitgebrachten Molotow-Cocktails und löst dadurch eine gewaltige Explosion aus, deren Druckwelle sogar ihn gegen eine Wand schleudert. Die Gestalt, die er langgestreckt am Boden findet, als er sich dem Explosionsort nähert, ist ihm nicht unbekannt. Es ist Quick Silver, der Androide der im Auftrag seines Herren Koyl in Andro-Delta die Werft-Plattform KO-selbstlos verwaltet. Er rührt sich bereits wieder und macht ihm Vorhaltungen, weil er bis zu Bulls Eingreifen bereits alles unter Kontrolle gehabt hätte. Nun sei der Angreifer, bei dem es sich um einen anderen Androiden handelt, entkommen.

Quick Silver führt Reginald Bull zu einem noch intakten Container, den er als Stützpunkt ausgebaut hat. Bulls Fragen, wie er hierher gelangt sei, weicht er aus, doch dem Terraner ist klar, daß nur der Androide dafür verantwortlich sein kann, daß er sich auf Buq befindet. Er sei ihm keine Rechenschaft schuldig, sagt Quick Silver, und er soll doch froh sein, daß er noch lebt. Der Androide registriert wohlwollend, daß Reginald Bull das Mimikry-Tuch gefunden hat, das er Identor nennt. Er soll gut darauf aufpassen, dann könne ihm die Hightech-Kleidung noch gute Dienste leisten. Reginald Bull bedankt sich zwar, daß Quick Silver ihn aus der zerstörten JULES VERNE gerettet hat, beschwert sich aber darüber, daß er ihn danach einfach abgeschoben hat. Er will wissen, wie es jetzt weitergehen soll. Quick Silver ist es merklich unangenehm, daß er Bull in dem havarierten Schiff gefunden hat. Er weicht seinen Fragen weiterhin aus und Bull wird klar, daß der Androide ihm aufgrund seiner Programmierung nicht direkt antworten kann, da er offenbar jemandem verpflichtet ist, der nicht wissen darf, daß Bull die Vernichtung der JULES VERNE überlebt hat. Quick Silver hätte ihn nicht retten dürfen und Reginald Bull dürfte auch gar nicht an diesem Ort sein.

Um überhaupt ein Gespräch mit ihm führen zu können, stellt er Vermutungen an, die der Androide mit der Bemerkung "du bist ein kluger Mann" kommentiert, wenn Bull richtig liegt. Auf diese Weise erfährt er, daß Quick Silver selbst auf diesem Planeten festsitzt und in dem Schiffswrack nach etwas sucht, an das er allein nicht herankommt. Also bietet er ihm seine Hilfe an, wenn er ihm im Gegenzug die Rückreise in seine Heimat garantiert. Quick Silver lehnt ab, das Protokoll verbiete es ihm und über das Protokoll ließe sich nicht verhandeln, sagt er. Allerdings meint er auch, falls es Bull gelänge, ihm bei der Bergung dessen, was er sucht zu helfen, und dabei auch noch zu überleben, würde er für ihn in der Stadt Allerorten ein gutes Wort für ihn einlegen. Dann bekäme er vielleicht Asyl und könne seinen Weg zurück in die Milchstraße fortsetzen. Er werde jedenfalls alles in seiner Macht stehende tun, um ihm einen Rückweg nach Terra zu ermöglichen.

Obwohl Bull weder weiß, wem Quick Silver eigentlich dient, warum er ihn überhaupt gerettet hat und was er in diesem Schiffswrack sucht, verspricht er ihm, ihm zu helfen. Er erfährt, daß Quick Silver das Mnemotektonische Steuerwerk des Schiffes bergen will, das ein Relikt der 'Letzten Ersten' sei und sich an 13 verschiedenen Orten befinden kann, von denen Quick Silver erst sieben untersucht hat. Jedoch will sein Widersacher, der, der auf Bull geschossen hat, das verhindern. Dieser Androide, der langsam dem Wahnsinn verfällt, ist für die Strahlung verantwortlich, die den Buquern zusetzt. Er emittiert weitreichende Streustrahlung, die den Zustand seines labilen Geistes spiegelt. Quick Silver verrät weder, wozu man das Mnemotektonische Steuerwerk braucht, noch wer die 'Letzten Ersten' sind.

Früher als erwartet soll Reginald Bull die Gelegenheit erhalten, Quick Silvers Widersacher auszuschalten, der ihren Aufenthaltsort entdeckt hat. Ehe er sich's versieht, drückt Quick Silver Bull einen Kubus in die Hand, der wie von Zauberhand in der Luft erschienen ist, und sagt ihm: "Warte ein paar Sekunden, bis diese Einheit sich auf dich eingependelt hat und dir dient. Wenn du dich geschickt anstellst, wird sie dir helfen. Die Schutzschirme halten einiges aus und die darin verpackten Waffensysteme sind von ausgezeichneter Qualität. Ich werde dir in drei Minuten einen Fluchtweg schaffen, auf dem du davonläufst und die Aufmerksamkeit auf dich lenkst. Wenn ich dank deiner Unterstützung die Mnemotektonik bergen kann, bringe ich dich in die Stadt Allerorten - sofern du überlebst." Im Nu ist der Androide verschwunden und sein Widersacher bricht durch die Wand des Containers ...

19. April 2014