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ERSTAUFLAGE/832: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 2838 (SB)


Leo Lukas

Leticrons Säule

Perry-Rhodan-Heft Nr. 2838


Kaum ist USO-Chef Monkey an Bord der ONTIOCH ANAHEIM angekommen, beansprucht er auch schon das Kommando über den Raumer, was Indrè Capablanca strikt zurückweist. Der Oxtorner muß sich fügen und hat nicht mehr zu bestimmen als die anderen Begleiter der Kaiserin. Vom ersten Moment an stehen er und Niemandgram Toposhyn auf Kriegsfuß miteinander. Der Hofnarr läßt keine Möglichkeit aus, den Oxtorner herauszufordern. So fällt es Indrè schwer, die Begleiter auszuwählen, die mit ihr auf Kaldik unterwegs sein werden. Damit sie und die Chronotheoretikerin Aichatou Zakara nicht zwischen diesen beiden Egomanen zermalmt werden, nimmt sie als Puffer den Sicherheitschef Telo Buurnam mit.

Niemandgram Toposhyn kann Telo Buurnam von seinem Verdacht überzeugen, daß Monkey in Wirklichkeit ein Jaj, also ein Gestaltwandler des Atopischen Tribunals, ist. Sogar Aichatou Zakara wird schwankend, als die Drei während Monkeys Abwesenheit in sein Zimmer in der Herberge Taynken eindringen und Glasfrost-Ampullen finden. Diese Droge brauchen die Jaj, um die Schmerzen ertragen zu können, die die Aufrechterhaltung ihrer gewählten Gestalt hervorruft. Aichatou Zakara hält es jedoch auch für möglich, daß die Droge von jemandem, der dem USO-Chef schaden will, in Monkeys Zimmer deponiert worden ist. Und wem wäre das eher zuzutrauen als Niemandgram Toposhyn?

Kaldik liegt innerhalb eines breiten Asteroidengürtels, der aus mehreren, vor langer Zeit zerstörten Planeten entstanden ist. Vermutlich stammen diese Zerstörungen aus jener Zeit, aus der auch die Tiuphoren aus dem Zeitriß aufgetaucht sind. Der Planet selbst zeigt ebenfalls tiefe Wunden. Es gibt verglaste Regionen, die so aussehen, als wären sie vor Urzeiten geradezu aufgekocht worden. Die beiden Stelen, die am Rande eines dieser verglasten Plätze stehen, haben dieselben krankhaften Geschwüre wie jene von Olymp. Ihr normalerweise reines Rot ist von schwarzen Lohen durchsetzt.

An einer der verglasten Stellen Kaldiks, die Totenspiegel genannt wird, stehen zwei riesige dreibeinige Gestalten in bizarrer Haltung. Sie werden Zweisam oder auch Rufer der AllEinsamen genannt. Die Galkidin Eluontarar Gabink untersucht diese vier Meter großen Statuen, deren abgetrennte zwei Meter durchmessende Köpfe bis zum Mund in der Erde versunken sind. Sie erwecken den Eindruck, als stecke Leben in ihnen und als würden sie nicht ewig stumm bleiben, ja, als ginge von ihnen ein unhörbarer Ruf aus. Eluontarar glaubt, daß das Zweisam ein Geheimnis in sich birgt, ein Mysterium, das fast so alt ist wie das ganze Universum. Einige apokryphe Quellen behaupten, das Zweisam sei eines der ältesten Kulturgüter der Milchstraße überhaupt. Vor mindestens 20 Millionen Jahren entstanden, womöglich sogar früher. Eluontarar betreibt ein Observatorium, das nicht auf Sterne im Weltraum ausgerichtet ist, sondern nur auf die Statuen. Ihr ganzes Leben hat sie bereits den beiden Statuen gewidmet und hofft, irgendwann einmal beweisen zu können, daß sie sich tatsächlich bewegen.

Da die Kaiserin von Olymp auf Bitte der dortigen Ordischen Stele, ihre Informationen, die sie in der Tonne gesammelt hat, mit den Aufzeichnungen auf Kaldik vergleichen soll, wollen sie und ihre Begleiter auf Kaldik Leticrons Säule besuchen. Die wird jedoch von Motatyn bewacht, einem Söldner im Ruhestand, der lieber sterben würde, als sein Heiligtum für Angehörige anderer Völker zu öffnen. Der Überschwere hat merkwürdige Phänomene bemerkt, die sich auf seinem Alterssitz eingestellt haben. Etwas drängt sich in die Realität und versucht, sie zu beeinflussen oder zu verschieben.

Aichatou Zakara hält Kaldik für den Fokus einer übergeordneten Verbindung zu anderen Planeten der Milchstraße wie zum Beispiel zu Olymp oder Terra. Das Gasthaus Taynken ist sogar dafür bekannt, daß dort Verschiebungen, Relokationen und andere Erscheinungen auftreten. Nun tun sie das in verstärktem Maße. Aichatou glaubt nicht, daß der Zeitriß daran Schuld ist, denn diese Phänomene hat es auch zuvor schon gegeben, beispielsweise im Haus Perry Rhodans auf Terra, das früher einmal die Botschaft der Galkiden war. Allerdings kann es sein, daß der Zeitriß sie verstärkt. Die Chronotheoretikerin vermutet, daß die dys-chrone Drift, vor der die Ordischen Stelen warnen, bereits aktiv ist und daß die Erscheinungen, die man bislang als harmlos eingestuft hat, ein Indiz dafür sein können, daß die Zeit zu entgleisen droht und die gesamte Realität entschwindet. Ihrer aller Lebensumfeld sei in schleichender Auflösung begriffen, meint sie. Gewohnte Kausalketten würden nicht mehr funktionieren. Und dieser Vorgang greife sogar in die dokumentierte Geschichte ein, und zwar rückwirkend. Es gäbe keine Möglichkeit, diese Veränderungen dann noch nachzuprüfen, denn alle historischen Datenbanken würden durch eine verfälschte Version überschrieben werden. Der Kampf, bei dem Nos Gaimor so schwer verletzt wurde, daß er nach einem zehn Jahre währenden Siechtum schließlich starb, könnte auch ohne eine dritte Partei ausgetragen worden sein. Beispielsweise nur zwischen Leticron und Nos Gaimor. Es würde eher zu Leticron passen, einen Rivalen um das Amt des Ersten Hetrans im Duell zu töten.

Durch den Sieg in einem waghalsigen Wettkampf gelingt es Monkey, den Überschweren Motatyn dazu zu bringen, ihm, der Kaiserin von Olymp und Aichatou Zakara Leticrons Säule zu zeigen - den ersten Nichtmitgliedern seines Volkes seit über tausend Jahren. Das gespinstartige Material, aus dem das zwei Meter hohe und nur etwas weniger breite, grob humanoide Gebilde besteht, erinnert Indrè an PEW-Metall, jenes sechsdimensional strahlende Metall, das in der Lage ist, Bewußtseinsinhalte aufzubewahren. Diese Säule beherbergt zwar nicht Leticrons Geist oder Seele, aber ein stark fragmentiertes, lückenhaftes Echo seiner Erinnerungen. Indrès Symbiont Ftempar gelingt es, eine Verbindung zu diesen Erinnerungen aufzubauen, die einen flüchtigen Widerhall auf die Fragen der Argyrisa bilden. Die Antworten, die Ftempar übermittelt, geben allerdings zu denken, denn sie widersprechen sich. Nos Gaimor ist am 5.7.3466 gestorben. Nos Gaimor ist nicht am 5.7.3466 gestorben. Leticron hat ihm am 5.7.3459 das Leben gerettet und ihn später im Kampf erschlagen. Die Aufzeichnungen der Tonne hatten gezeigt, daß Nos Gaimor Leticron das Leben gerettet hat. Was stimmt nun? Ist dies ein Zeichen dafür, daß die Vergangenheit bereits umgeschrieben wird? Die Chronotheoretikerin spricht von kontra-kausaler Raumzeitstörung. Die dys-chrone Drift greife um sich und richte weitere Schäden am historischen Fundament an.

Mit einer Klangfolge können die Atopischen Säulen noch einmal zum Leben erweckt werden. Indrè Capablanca und ihre Begleiter werden von ihnen darin bestätigt, daß die dys-chrone Drift, die auf Kaldik ihren Brennpunkt hat, die Raumzeit der Milchstraße von derjenigen abwandelt, die für das Atopische Tribunal tatsächliche Vergangenheit ist. Es gäbe nur eine weitere Welt, die von diesen Veränderungen ähnlich stark betroffen ist. Die von den Stelen übermittelten Koordinaten dieser Welt stimmen mit denen des Dunkelplaneten Medusa überein, die der Kosmo-Archäologe Viccor Bughassidow der LFT übermittelt hat.

Mit einer letzten Warnung lösen sich die beiden Ordischen Stelen von Kaldik in einem gigantischen schwarzen Wirbelsturm auf, der Aichatou und Indrè, wenn Monkey sie nicht in letzter Sekunde in Sicherheit gebracht hätte, zum Verhängnis geworden wäre. Gleichzeitig heben die beiden Köpfe der Rufer der AllEinsamen ihre Münder aus dem Erdreich und rufen in einer fremden Sprache, die auch Eluontarar Gabink nicht versteht.

Doch Indrè meint, die an sie gerichtete Aufforderung "Brich auf dorthin!" zu verstehen. Ihr nächstes Ziel wird also Medusa sein ...

15. Januar 2016


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