Schattenblick - In eigener Sache



Der Schattenblick wurde 20!


Als der MA-Verlag 1994 als erster im deutschsprachigen Raum mit einer reinen Online-Tageszeitung an den Start ging - das World Wide Web war als allgegenwärtiges Medium noch Zukunft und die Übertragung der textgestützten Artikel erfolgte zunächst per Akustikkoppler, was nicht immer ganz einfach, geschweige denn reibungslos war - stand das Konzept fest, das auch heute noch für die Ausrichtung des Schattenblick bestimmend ist: einem mündigen Leser gut recherchierte und quellensichere Informationen und Meinungen aus allen Bereichen gesellschaftlicher Problematiken zu bieten, dabei ein unverwechselbares Profil zu zeigen und den eigenen Standpunkt als solchen erkennbar zu machen.

Die Annahme, daß es nützlich sei, im grellen Licht überflutender Informationen und Nachrichten, die marktgerecht und angepaßt den Adressaten eher desinformieren als aufklären, weshalb besorgte Zeitgenossen bereits vom Niedergang des Nachrichtengeschäftes sprechen, den eigenen Blick zu beschatten und auch in die oft verborgenen Hintergründe zu blicken, hat zur Namensgebung des Projektes beigetragen.

"SCHATTENBLICK wäre so die engagierte, zielstrebige und durch den Schatten dem grellen Licht der Unübersichtlichkeit und Informationsüberhänge entgegengestellte klare, weitreichende und sichere Beobachtungsposition", schrieb sich die Redaktion ins Stammbuch. "Gerade die jüngste Diskussion in den elektronischen und auch den anderen Medien über die Frage nach der Wahrheitstreue oder Manipulation in der Berichterstattung wird auf diese Weise nach unserer Auffassung dem Leser aufs Wirksamste in die eigene Hand zurückgegeben. Im grellen Licht strahlenden Sonnenscheins wird jedermann, der etwas auszumachen oder zu beobachten sich anschickt, dem Blick mindestens den Schatten seiner Hand verleihen."

Dabei hat sich der Schattenblick von Anbeginn die besonderen Möglichkeiten des Online zunutze gemacht, um kritische Analysen im Schwange befindlicher Umbrüche ohne Bindung an bestimmte Zeilenformate oder Artikellängen ins Wort zu setzen und Gefahren in Umwelt und Gesellschaft zu benennen, ohne Angst und ohne Sucht nach Harmonie und Perspektive.

Mit seiner Zweigleisigkeit, einerseits mit 200 bis 300 neuen Beiträgen täglich hochaktuell zu sein, Informationen im Archiv bis zu 150.000 Artikeln aber auch weiterhin und für einen längeren Zeitraum zugänglich zu halten, war und ist der Schattenblick absolut innovativ und zeitgemäß. Darin finden sich unvergessene Beiträge über DIE UNTOTEN auf Kampnagel im Mai 2011 zum Thema Leben, Tod und Transplantation im Pool Bildung und Kultur, über die Entwicklung von MEGACITIES unter Bürger/Gesellschaft, über EUROIMPERIALISMUS in Europool, über GEFESSELTE KUNST bei der "radius of art" in Berlin im Februar 2012, über Ausnahmemusiker wie MIKIS THEODORAKIS, YOKO ONO, ACHIM REICHEL oder FRANZ-JOSEF DEGENHARDT im Fachpool Musik, über das ERSATZTEILLAGER MENSCH in Medizin, über neue Formen der Euthanasie und die Möglichkeit einer Psychiatrie ohne Zwang im Pannwitzblick, über die EUROKRAKE SICHERHEIT und eine HERRSCHAFT IN DER KRISE im Pool Politik, über das Verhältnis von TECHNIK, MENSCH UND SELBSTBESTIMMUNG oder die Neuorientierung der Sozialwissenschaften in QUO VADIS SOZIALARBEIT; nicht zu vergessen der richtungsklärende Artikel "Kein Streit unter Linken" aus dem Jahr 2009 in Politik-Report. Ob über die ZUKUNFT DER MEERE, 'grüne' Industrie, Reportagen zu den Auseinandersetzungen um den Hambacher Forst vor Ort oder die Berichte und Interviews vom Weltkongreß der Geographie, der 2012 unter dem Titel "DOWN TO EARTH" erstmals auf deutschem Boden stattfand - die Zahl der Beiträge, die aktuell und lesenswert bleiben, ist Legion.

Dabei hat sich der Schattenblick mit dem Indextitel, unter dem verschiedenste und teils kontroverse Berichte und Interviews zu einem Thema oder Ereignis zugeordnet werden, ein eigenes Format geschaffen, so daß für den Leser mit einem Blick erkennbar wird, was es zu einem Sujet noch zu lesen und zu erfahren gibt.

Daß der Schattenblick immer häufiger als zuverlässige Quelle in wissenschaftlichen Veröffentlichungen genannt wird, deckt sich mit unserem Anspruch, erfüllt uns aber auch mit Stolz.

Da, wo andere Medien sich erst hinbewegten, war der Schattenblick schon da, viele Ideen und Konzepte, die sich anfangs der Kritik von Besserwissis ausgesetzt sahen, finden heute Anerkenntnis und Nachahmer.

Dazu gehört, daß breit gestreute Werbung das Lesevergnügen und -interesse eher einschränkt als befördert. Deshalb war und bleibt der Schattenblick in seinem redaktionellen Teil werbungsfrei, für die Akquise gibt es mit Werbung und Konsum einen eigenen Pool, der vom Leser aufgesucht, aber auch ignoriert werden kann. Es wird einem Schattenblick-Leser also nicht passieren, in seiner engagierten Lektüre ständig von Einspielungen unterbrochen und genervt zu werden.

Dazu gehört auch, Menschen mit Handicap als gleichberechtigte Lesepartner wahrzunehmen. Von Beginn an war der Schattenblick für Blinde lesbar.

Nicht vergessen sei das Engagement verschiedenster anderer Publikationsorgane und freier Autoren, die uns ihre Artikel zur Veröffentlichung zur Verfügung stellen und ohne die der Schattenblick in seiner Vielfalt nicht das wäre, was er heute ist.

Als Nebenprodukt anderer Verlagstätigkeiten entstanden, war der Schattenblick von Anfang an für seine Leser kostenlos. Das soll auch so bleiben. Inzwischen hat sich der Umfang vervielfacht, aber noch immer und mit großem Engagement recherchieren und schreiben die Redakteure und Mitarbeiter in ehrenamtlicher Tätigkeit.

Heute wird der Schattenblick von 200.000 Nutzern mit stetig wachsender Tendenz gelesen. Dabei hat sich die klare Strukturierung, ohne die eine solche Fülle an Themenbereichen, wie sie hier vorgehalten werden, nicht auskommt, bewährt. Seit 2006 ist der Schattenblick im Internet. Er ist vielfältiger geworden, Bilder unterstützen heute die Textinformationen, ohne daß es darum geht, nur bunt zu sein.

Die wachsende Resonanz hat uns Mut gemacht, den Schattenblick, konzentriert auf die redaktionseigenen Beiträge sowie auf Berichte und Reportagen des IPS-Inter Press Service Deutschland, der uns immer wieder aufschlußreiche Informationen aus aller Welt liefert, als gedruckte Wochenausgabe herauszubringen, dies allerdings dann gegen einen angemessenen Kaufpreis. Wo andere Medien den Weg vom Printprodukt ins Netz beschritten haben, geht der Schattenblick den umgekehrten Weg - in der festen Überzeugung, daß das gedruckte Wort sich wandeln, aber nicht verschwinden, sondern als Ergänzung neben dem Digitalen neue Qualitäten generieren und abdecken wird. Ein Pilotprojekt dazu wurde Anfang 2013 erfolgreich gestartet, war über einen längeren Zeitraum aber nicht finanzierbar. Nun hoffen wir auf finanzielle Unterstützer, denen gute Nachrichtenarbeit gerade in diesen Zeiten etwas wert ist und die ein solches Projekt stemmen können.

Mögen uns die Leser, die uns seit zwei Jahrzehnten mit kritischen Gedanken und Beiträgen, aber auch mit viel Lob begleitet haben, und denen der Schattenblick zum unverzichtbaren Bestandteil ihrer Informationsbeschaffung und Meinungsbildung geworden ist, treu bleiben und viele, viele dazukommen.

Ihre Schattenblick-Redaktion

24. Oktober 2014